In der Folge 31 der Writing Excuses Masterclass ging es um den Fortschritt und wie wir ihn dem Leser klarmachen. :-)
Für die Wochenaufgabe sollten wir etwas schreiben, von dem einem alle erfahrenen Autoren warnen: Schreibe zwei Seiten, wie jemand aufsteht, durch den Raum geht und die Tür öffnet.
Etwas abgeändert
Wer mich kennt, der weiss, dass ich ungerne "unnötige" Dinge mache und Synergien lieber nutze. Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich diesen Beitrag geschrieben habe: Ich hatte entweder keine Lust, eine Szene zu schreiben, die ich für die Geschichte nicht brauchen kann, oder keine Zeit. ;-)
Doch nun steht Rory auf! <3 Sie geht zwar nicht durch den Raum und öffnet die Tür, aber es ist eine Szene, die wie geschaffen für diese Aufgabe ist.
Als Rory erwachte, stürzten sich die Bahnen von Sonnenlicht zwischen Vorhängen und Fensterrahmen auf den Boden des Zimmers, das Bett und ihr Gesicht. Staubflocken tanzten darin, als wollten sie den neuen Tag begrüssen. Dabei wollte sie doch nur noch ein bisschen schlafen. Ihre Gelenke sehnten sich nach der Ruhe, die Muskeln entspannten sich mit jedem Atemzug ein bisschen mehr, als hätte sie sich eben erst hingelegt und nicht vor ein paar Stunden. Als sie in der vergangenen Nacht den Gasthof erreicht hatte und eingetreten war, hatte niemand sie erwartet. Weder das Haus noch das Zimmer waren abgeschlossen gewesen. Sie zweifelte an dem Verstand des Besitzers und an Droans, dass beide die Türen offengelassen hatten. Wer ging schon das Risiko ein, überfallen zu werden? Sie kannte niemanden, der dem Schrecken des Nebels die Tür so einladend offengelassen hätte. Wenn nicht noch Droans Mantel über einem Stuhl gehangen wäre, hätte sie gar geglaubt, das Zimmer würde freistehen. Doch er schien gewusst zu haben, was sie brauchte, und hatte sie in Ruhe in seinem Bett schlafen gelassen. Oder er war erst gar nicht aufgetaucht, seit er so geisterhaft von hier verschwunden war. Mit einem Brummen drehte sie sich auf die andere Seite und zog die Decke über den Kopf, um sich vor dem hellen Sonnenlicht abzuschirmen. Unter der Decke war es viel zu heiss. Rory seufzte und ergab sich ihrem Schicksal. Viel zu viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf, um in Ruhe weiterzuschlafen. Während sie sich anzog, huschten ihr die Erlebnisse der letzten Tage immer wieder durch den Kopf. Der Junge mit den leeren Augen, Aruora, die im Nebel gewandelt und doch gewirkt hatte wie ein gewöhnliches Mädchen. Das Licht in der Akademie, das merkwürdige Gespräch, das sie da mitgehört hatte. Und immer wieder die Melodie, die im Nebel sang und das Paradies versprach. Wie sie sich zum Schlechten änderte, wie sich falsche Töne dazu mischten, die das Paradies zu einem flammend heissen, alles verzehrenden Ort formten. Wie es an ihr riss, wie sie hilflos daneben stand, nein, mittendrin, und nichts dagegen unternehmen konnte. Sie war dem Sog schutzlos ausgeliefert. Noch dazu Droan. Immer wieder Droan. Sein Tanz, seine Anspielungen, sein Verschwinden. Zwei Mal war er wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sie beschützt, obwohl ihn keine Verpflichtung dazu getrieben hatte. Sie seufzte abermals, liess sich wieder auf das Bett sinken und zog die Beine an. Im Schneidersitz starrte sie nach draussen, biss auf ihrer Unterlippe herum. Irgendetwas hatte sie übersehen, oder sie hatte noch nicht alle Teilstücke des Rätsels entdeckt. Ihr war klar, dass Droan ein Meister des Nebels war, ob er nur einer von vielen war oder der Einzige, spielte im Moment keine grosse Rolle. Sie sollte mit ihm sprechen. Mit neuem Elan schwang sie die Beine über die Bettkante, schlüpfte in das Kleid, schnappte sich nach kurzem Überlegen Droans Mantel und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Ein Jäger der Gilde war hinter ihr her, und sie gedachte nicht, ihm ein zweites Mal vor sein Blasrohr mit den giftigen Pfeilen zu latschen. |
In der Folge des Podcasts ging es um Fortschritt, und die Aufwach-Szene passte zur Aufgabe. Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, dass ich mit der Geschichte dort bin, wo mich die Masterclass abholt.
Ich hatte einige Zeit nun das Gefühl, dass es nicht vorwärts ging, dass Rory keinen Fortschritt macht. Ich fürchtete, dass mich sogar bald das Schreiben langweilen würde. Nach einiger Zeit (und es hat wirklich einige Zeit gekostet!) habe ich nun zwei, drei kleine Geheimnisse gelüftet, sodass sie Vertrauen fassen konnte. Das war notwendig, um die nächsten Schritte zu gehen, sowohl für mich als auch für sie. ;-)
Im Moment stehe ich bei um die 48'000 Wörter, also bei knapp 200 Seiten. Damit hat der Roman rund die Hälfte der Seiten, die ich für ihn angedacht habe, wobei ich durch mein Zögern und ein wenig "Herumplämpern" beim Schreiben wohl zwei drei Kapitel massiv umschreiben oder dann zusammenfassen werde.
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