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Besser nicht. ;-) Denn auch wenn die Geschichte grossartig ist, so wird sie noch viele Stolpersteine drin haben, sei dies sprachlich oder inhaltlich - in den meisten Fällen übrigens beides. ;-)
Ich glaube, nicht viel ist so hochgelobt wie die Überarbeitung und gleichzeitig so schwammig. Deshalb möchte ich einmal aufzeigen, wie ich ein Manuskript überarbeite. Das ist alles andere als in Stein gemeisselt, keine Anleitung, der du folgen musst oder sollst. Meine Tipps müssen nicht die sein, die dir helfen. Es ist einfach ein Input, um zu sehen, wie es eine andere Autorin macht. ;-)
Mehrere Überarbeitungen
Wer meinem Blog schon etwas folgt, der weiss vielleicht, dass ich vieles aus dem Bauch heraus mache. Oft wirkt das dann chaotisch oder völlig planlos, weil ich nicht sagen kann: "Im dritten Durchgang achte ich auf die Rechtschreibung." Im Endeffekt erledige ich aber so das zuerst, was mir am meisten Bauchschmerzen bereitet. Bei den einen Büchern musste die Spannung erhöht werden, bei anderen wollte ich mehr Gefühl. Bei einem habe ich ganze Motivationen geändert und musste über 400 Seiten darauf achten.
Allerdings kann ich nach 15 Büchern auch sagen, dass jede Überarbeitung anders ist. Nur eines haben alle gemeinsam: Es braucht mehrere Durchgänge.
Schon vor einer Überarbeitung weiss ich, was ich ändern muss. Bei der Feuerfrau war es zum Beispiel, dass Gaels Gefühle nicht so ausgeschmückt waren, wie ich das gerne gehabt hätte. Ausserdem gab es da ein Durcheinander am Anfang, wann er Sono wegen ihres neuen Amtes fragt. Solche Dinge fallen mir schon beim Schreiben auf. Als ich noch in Word geschrieben habe, habe ich an die entsprechenden Stellen direkt einen Kommentar gesetzt, damit ich dann in der ersten Überarbeitung dran denke. Jetzt ... merke ich es mir (und sollte vielleicht mal suchen, wie ich in Patchwork Kommentare setzen kann).
Das heisst, im ersten Überarbeitungsdurchgang schaue ich, dass ich die groben Schnitzer ausbügle und ruppige Übergänge weicher mache. Während dieses Durchgangs sagt mir dann mein Bauch auch, wo der Schuh sonst noch drückt. Das sind dann eher Punkte, bei denen ich den Finger nicht explizit darauf legen kann, sondern bei denen ich Szenen im Kopf habe, bei denen mir etwas fehlt - Spannung, Gefühl, Erklärungen, ein vehementes Aufbegehren. Auch diese Stellen und Punkte notiere ich mir. Wenn sie zu gross sind, arbeite ich das Manuskript schon jetzt noch einmal durch. Ich will ja nicht, dass meine Testleserin aus den Latschen kippt und die Welt nicht mehr versteht, wenn sie es liest. ;-)
Danach lege ich das Manuskript in die kritischen Hände meiner ersten Testleserin. Sie liest es, streicht merkwürdige, unverständliche und unpassende Stellen an, sodass ich mich dann mit ihrer Rückmeldung und den Anmerkungen aus meinem ersten Durchgang erneut im Text vergraben kann.
Nach der zweiten Überarbeitung entscheide ich, ob ich noch eine weitere Runde Testleser mit einbeziehe, oder ob ich das Manuskript direkt an meine Lektorin schicke. Das kann auch mal zeitliche Gründe haben, oder dass ich mit dem Manuskript, so, wie es ist, schon sehr zufrieden bin.
Spannendes zur Überarbeitung
Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass nicht nur jedes Projekt anders ist, sondern auch jede Überarbeitung. Daher gehe ich nicht nach einem bestimmten Schema vor und hake einen Punkt nach dem anderen ab, sondern widme mich dem mir Augenfälligsten.
Wenn ich mehrere Testleser hatte, kamen oft zu ähnlichen Punkten Wortmeldungen - meistens aber mit gegensätzlichem Inhalt. "Das ist hier überflüssig" steht dann an derselben Stelle wie "Aw, so herzzerreissend!" In diesen Fällen ist es dann ganz klar meine persönliche Entscheidung, ob ich etwas ändere oder nicht.
Übrigens habe ich bei Im Bann des Gedankenlesers eine Stelle, an der Thamrath unglaublich wütend auf Ciarann ist und ihn mit "Verpiss dich!" davonschickt. Wer das Buch nicht kennt: Thamrath ist eigentlich ein besonnener und angesehener Druide, der für seinen Rat geschätzt wird und sogar im Ältestenrat sitzt.
Meine erste Testleserin meinte: Das geht so nicht.
Ich habe es drin behalten.
Die anderen drei Testleserin meinten: Das geht so nicht.
Ich ... habe es schweren Herzens geändert, weil ich der Überzeugung war, dass es genau die Wut und das Unvermögen, Ciarann aus seinem Leben zu tilgen, zum Ausdruck bringt. Also habe ich einen Kommentar gesetzt, damit die Lektorin das weiss. Vielleicht würde sie ja dahinterstehen.
Sie meinte: Das geht so nicht.
Also, an alle, die genau das vermisst haben: Thamrath hätte eigentlich einmal sagen sollen: "Verpiss dich!"
Auch wenn mir die Änderung damals extrem schwer fiel, bin ich froh, dass ich es gemacht habe. Denn erstens haben das alle Vorableser bemängelt, die Wahrscheinlichkeit bestand also, dass sich auch die "richtigen" Leser daran stören würden. Zudem passt so ein Ausdruck wirklich nicht zu Thamrath. ;-)
Was auch immer wieder passiert: Dinge, bei denen ich mir unsicher bin, die ich aber irgendwo auch passend oder akzeptabel finde, werden auch bei Lesern bemängelt. Bei Elyra zum Beispiel haben ihre Freunde ihre neuen Fähigkeiten recht schnell akzeptiert und hinterfragen das Ganze nicht lange, weil sie ihnen eine Privatvorstellung gegeben hat. ;-) Mich würde das schon beschäftigen, aber eben auch überzeugen. Allerdings habe ich mich da schon gefragt, ob es mehr Zweifel bräuchte. Tatsächlich merkten einige Testleser genau das an, andere meinten auf Nachfrage, dass sie es deshalb als nachvollziehbar empfanden, weil ihre Freunde gesehen haben, wie Elyra das Wasser beeinflussen kann.
In diesem Fall habe ich übrigens nicht allzu viel geändert, sondern nur ein paar Abschnitte eingefügt, um hin und wieder eine Frage mit Antwort zu streuen. ;-)
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