· 

Schreibtipps: Routine und Unterbrechungen

Schreibroutine

Als ich (wieder) mit dem Schreiben begonnen habe, wusste ich erst einmal nichts davon, dass da in der grossen, weiten Welt des Internets unzählige Schreibtipps und –ratgeber herumspuken. Irgendwann habe ich sie dann gefunden - zumindest einen grossen Teil. ;-) Einer davon ist der:

 

Schreibe 1 000 Wörter pro Tag!

 

Leute, ist das euer Ernst? Könnt ihr euch vorstellen, dass jeder Hobbyautor und jeder Schreiberling jeden Tag Zeit hat, um 1000 Wörter zu schreiben?

 

Alternativ kann ich auch bieten: Schreibe mindestens eine halbe Stunde pro Tag!

 

Ja, ich habe versucht, diese Tipps zu befolgen. Dummerweise läuft auf dem PC auch Facebook, dann muss ich noch schnell ein witziges Video bei Youtube gucken und endlich diese E-Mail beantworten.

 

Oh, die halbe Stunde ist schon um? Na ja, dann eben morgen wieder.

 

Wirklich, so lief das bei mir einige Zeit, besonders beim Gedankenleser in der zweiten Hälfte, als ich dann all die Schreibtipps entdeckt hatte. ;-)

 

Ich habe es versucht.

Wirklich.

 

Ich habe aber herausgefunden, dass mir solche Ziele nichts bringen. Wenn ich auf Kommando schreiben soll, dann schreibe ich schlecht. Bei mir ist es wichtiger, dass ich nach Gefühl schreibe. Wenn ich also wirklich Lust auf meine Geschichte habe, dann sind mir Facebook und Co egal. Und dann schreibe ich nämlich keine 10 Seiten, die mir beim Durchlesen nicht gefallen und die Geschichte an einen Punkt bringen, von dem ich dann nicht mehr wegfinde, ausser ich lösche genau diese 10 Seiten wieder.

 

Bei „Im Bann des Gedankenlesers“ ist mir das einige Male passiert – ich habe mich grün und blau geärgert, dass ich diese Zeit überhaupt ins Schreiben investiert habe.

 

Aber – und das ist ja das Wichtigste – ich habe daraus gelernt. Wenn mir nicht danach ist, schreibe ich nicht, sondern mache das, worauf ich Lust habe. Aber wenn ich dann schreiben will, dann bin ich viel eher bei der Sache als wenn ich mich dazu zwinge.

 

Unterbrechungen

Jetzt muss ich aber doch noch gestehen, dass eine Unterbrechung sich trotz allem gelohnt hat: Mitten im zweiten Band der Schattenwanderer-Trilogie steckte ich in einem Loch. Ich sah weder ein noch aus. Die Geschichte wollte und wollte nicht enden. Vor allem hatte ich 1000 schlechte Ideen, wohin die Reise führen könnte, aber keine einzige gute. Wirklich schreiben konnte ich dann nicht. Ausserdem hagelten die Rückmeldungen der Testleser zum ersten Band herein, was mir gerade am Anfang auch einen Dämpfer gab. Und plötzlich schleicht sich da diese Idee in den Kopf, beherrscht die Gedanken, die Finger und lässt mich nicht mehr los: Eine Liebesgeschichte in Island, beste Freunde, die sich verlieben – kann das gut gehen? Island, Tanzen, die Erinnerung an meine zweite Heimat haben mich beflügelt.

 

Doch ein weiterer Schreibtipp lautet:

 

Lass dich nicht ablenken, heb dir die Ideen für später auf. Schreibe sie in dein Notizbuch, tippe sie stichwortartig in ein Dokument, aber bleib um Himmels Willen bei deinem aktuellen Projekt!

 

Jeder, der mich kennt, weiss, was ich getan habe: Ich schrieb einen Liebesroman. Fröhlich, leicht, herzlich – das wollte ich.

 

Wie durch ein Wunder löste dieses Buch auch den Knoten beim Schattenwander. Plötzlich konnte ich die Anmerkungen zu Band I annehmen und an Band II weiterschreiben. Die Blogtour zu „Im Bann des Gedankenlesers“ steht an? Kein Problem, schmeiss ich wie nebenbei. :-D Im Ernst, diese Ablenkung war das Beste, was mir in dieser Situation passieren konnte.

 

Also, wie immer: Jeder arbeitet anders, jeder schreibt anders, jeder sieht die Welt anders. Also finde einen Weg, der für dich passt und nehme für dich das mit, was für dich stimmt. ;-)

 

Und trotzdem ...

Schreibroutine ist wichtig. Sie sorgt dafür, dass wir an einem Projekt dranbleiben. Zu sehen, wie eine Geschichte wächst und vorwärtskommt, motiviert - erst recht, wenn man dann das Ende erreicht hat. Es ist nur ein erster Schritt, es folgen viele Überarbeitungen. ;-)

 

Aber man hat einen Rohentwurf geschafft.

 

Es sind nicht mehr Tausend Anfänge und kein Ende, sondern 999 Anfänge und ein Ende.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0