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NaNoWriMo-Vorbereitung - Tag 9

Wessen Geschichte möchte ich erzählen?

"Komm, wir schauen mal nach, was in der Detailbeschreibung steht", schlägt Monsterlina vor, nachdem Monsterchen, sie und ich bestimmt schon zwei Minuten auf die Kurzbeschreibung gestarrt haben.

Ich frage mich schon seit gestern, als ich die Tagesaufgaben dieser Woche überflog, wie genau ich es bewerkstelligen soll, genügend zu erzählen, ohne zu viel zu verraten. Immerhin ist der erste Band ja noch nicht veröffentlicht, also wäre alles gespoilert, was mit dem ersten Teil zu tun hat.

Ich seufze, schlage Monstermotivation auf und lese mir die Abschnitte durch.

Monsterchen räuspert sich. Es ist erstaunlich, wie ruhig er sein kann, wenn er keine Ahnung hat. "Wir haben drei Protagonisten."

"Wir?" Ich hebe die Augenbrauen und bereue ein wenig, dass ich nicht eine einzeln heben kann.

Er zuckt mit den Schultern. "Ohne mich hättest du den Gedankenleser nicht beendet."

"Und ohne mich hättest du dich mit den Liebesszenen schwerer getan", hob sich nun auch Monsterlina mit ihrer hellen Stimme hervor.

"Na ja, bei den Liebesszenen musste ich mich ja bremsen. Das war nicht ganz so einfach, vor allem, weil du einfach immer nach mehr geschrien hast." 

"Aber ..."

Monsterchen rettet mich. "Sie hat recht. Liebesszenen sind überbewertet."

Hoffentlich spürt er die giftigen Blicke, die wir ihm zuwerfen. Liebesszenen, überbewertet, dass wir nicht lachen. Pah!

Also, Monstermotivation schreibt vom Kernbedürfnis einer Person. Was macht die Person aus, wonach strebt sie? Dann steht da noch etwas von Stress, wie sie in Stresssituationen reagiert.

"Wollen wir Tindra nehmen?", unterbreche ich meine streitenden Monster. Wenigstens sitzt jedes noch auf seiner Schulter, ansonsten hätte ich mich wohl für die nächste Woche selber mit Arschtritten versehen müssen.

Monsterchen hält inne. "Wieso?"

Ich zucke mit der Schulter. Und ja, liebe Lektorin, ich zucke tatsächlich mit der linken Seite wesentlich stärker als mit der rechten, die bewegt sich nur durchs Mitzucken, nicht, weil sie das selber macht. 8) "Sie ist die weibliche Protagonistin."

"Aber Arin ..." Monsterlinas Blick wandert weit weg, ein träumendes Lächeln erscheint auf ihren behaarten Lippen. Wenn sie wüsste, was ich mit ihrem Schwarm geplant habe, würde sie mir jegliche Unterstützung für diese Reihe verweigern.

Monsterchen hingegen ... Wir sind ein gutes Team.

"Sunyu?", schlägt er vor. Wir ignorieren beide Monsterlinas Sabber am Mundwinkel. Ich hoffe nur, dass er mir nicht auf die Schulter tropft.

Ich schüttle den Kopf. "Nein, er ist zu verschlossen. Er ist mein ungeschliffener Rohdiamant, ihn möchte ich hier nicht vorstellen."

"Dann also Arin."

Ich werfe Monsterchen einen Blick zu, er schüttelt den Kopf. Meine beiden Zeigefinger wandern zum F und zum J und legen los.

 

Tindra ist eine friedliebende Person, mag Harmonie und geht Streit lieber aus dem Weg, als ...

 

Ich unterbreche mich.

"Beschissen."

"Genau."

Ich weiss nicht ganz so recht, ob Monsterlina mir böse ist, weil ich mich nicht für ihren Schatz entschieden habe, oder ob sie Monsterchen tatsächlich einfach so zustimmt. Aber ich muss den beiden recht geben.

"Dann auf ein Neues."

 

 

Hallo, ich bin Tindra, und wollte einmal Schmiedin werden. Weshalb? Deshalb: Ich lerne etwas, das mir Geld einbringt und ich so endlich aus Steinwacht wegkomme, und ich erschaffe etwas Beständiges.

Stresssituationen? Inzwischen ist mein ganzes Leben ein einziger Stress. Von allen geächtet, ausgestossen, alleine gelassen, und das alles wegen jemandem, der mich ohne mit der Wimper zu zucken in den Tod geschickt hätte.

Hat er aber nicht.

Dummerweise

Ich bemühe mich, das Beste aus der Situation zu machen. Mehr bleibt mir nicht übrig. Ich glaube, wenn ich es nicht mehr tue oder aufgebe, sterbe ich. Und dafür bin ich noch viel zu jung.

 

Monsterchen scheint heute einen guten Tag zu haben. "Zu lang."

Ich beisse mir auf die Unterlippe. Das wird niemand lesen, ich weiss es. Na, vielleicht eine Handvoll. Aber es ist wirklich zu lang. Nur, wo kürzen? Ok, ich starte einen Versuch, bewahre diesen aber für später auf. Man weiss ja nie.

...

...

Ich spüre Monsterlinas Nicken auf meiner Schulter. "Besser. Aber sie wirkt so kalt."

Monsterchens Blick ist vernichtend.

"Ich finde es gut."

"Du bist wie sie", grummelt Monsterchen. "Entscheidest auch aus dem Bauch heraus."

Ich nicke stolz, klappe meinen Laptop zu und sehe ihn bestimmt an. "Ja, und? Den Gedankenleser habe ich auch so geschrieben. Und der gefällt mir."

 

(Für jene, die den ganzen Abschnitt über Tindra lesen mögen:

Hallo, ich bin Tindra. Seit meiner frühesten Kindheit zog meine Familie halbjährlich um, mehr oder weniger. An den meisten Orten hatte ich mich eingelebt, bis mein Vater sich mit irgendjemandem so zerstritten hatte, dass wir umziehen mussten. Einige Städte habe ich regelrecht gehasst, aber was solls, ich ziehe in ein paar Monaten wieder um. Nichts hatte Bestand, alles war vergänglich.

Nun ja, in Steinwacht war das dann anders. Mein Vater stellt hier Bier her - übrigens wirklich gutes - und wirkt zufrieden. Meine Schwester hat sich Hals über Kopf verliebt und ist inzwischen verheiratet, meine Mutter hat wunderbare Freundinnen im Tempel der Göttinnen gefunden. Nur ich wünsche mir jeden Tag nichts sehnlicher, als endlich von hier wegzukommen.

Mit meiner Entscheidung, Schmiedin zu werden, schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich lerne etwas, das mir Geld einbringt und ich so endlich wegkomme, und ich erschaffe etwas, das länger bleibt als ich. Etwas, das länger bleibt als die beschissenen Mädchen in der Schule, die doofen Burschen, die das Geschenk der Göttlichkeit zwar achten, aber lieber nicht würden, länger als meine Eltern in diesem Kaff würden wohnen wollen. Metall war, ist und wird sein. Immer.

In Stresssituationen wünsche ich mich meist weit weg, überlasse meinem Bauch dann aber oftmals die Entscheidung. Das hat mich auch in die beschissene Geschichte hineingeritten, in die ich gestolpert bin. Am besten hätte ich einfach mein Leben weitergelebt. Aber ich konnte nicht. Und jede Entscheidung danach war nur die logische Konsequenz meiner Möglichkeiten und meines Bewusstseins.

Ich sehe, ich verteidige meine Entscheidungen, anstatt dass ich mir überlege, wie ich in Stresssituationen reagiere.

Wenn ich früher gestresst war, habe ich mich in mein Zimmer verkrochen oder lange wie ein Kleinkind getrotzt, bis meine Eltern sich wenigstens entschuldigt haben. Jetzt ...

Jetzt ist mein ganzes Leben ein einziger Stress. Von allen geächtet, ausgestossen, alleine gelassen, und das alles für jemanden, der mich ohne mit der Wimper zu zucken in den Tod geschickt hätte.

Hat er aber nicht.

Ich bemühe mich, das Beste aus der Situation zu machen. Mehr bleibt mir nicht übrig. Ich glaube, wenn ich es nicht mehr tue oder aufgebe, sterbe ich. Und dafür bin ich noch viel zu jung.)

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